Erster internationaler Titel für SGRW – EUROPAMEISTER

Der Handballkenner wird sich hier beim Lesen der ersten Zeilen sofort fragen, wie man denn im Jugendhandball Europameister werden kann? Die Antwort lautet: Bei der Mini-EM des TSV Hannover-Anderten, die mit ihrer 14. Auflage für 350 kleine Handballer aus der gesamten Bundesrepublik wieder ein unvergessliches Erlebnis darstellte. Hier wurden Jugendhandball und Teamgeist auf höchstem Niveau geboten, es gab überaus spannende Spiele, Siege in letzter Sekunde, Siebenmeterschießen, Gänsehautmomente, auch Tränen und drumherum viel Spektakel. Das sportliche Niveau machte der Bezeichnung als inoffizielle deutsche D-Jugendmeisterschaft wieder alle Ehre.

Aber der Reihe nach: Was bei der Mini-EM 2020 mit dem Jahrgang der jetzigen Löwen-B-Jugend als „Spinnerei“ von SGRW-Trainer Michael Spiehl mit einer Wildcard begann, mündete nun zum Jahresbeginn 2024 im Turniersieg des hochkarätig besetzten Turniers in Hannover. Ideengeber war damals der ehemalige SG-Jugendleiter Bernd Kniese, dessen Sohn Timo nun in Hannover lebt und beim TSV Anderten unter anderem Schiedsrichter und Spieler ist. So entstand damals die Idee zum Jahresbeginn 2020 nach Hannover zu reisen und sich mit Mannschaften aus ganz Deutschland zu messen. Auch wenn bei der ersten Teilnahme als Team Norwegen nur ein 21. Platz erzielt werden konnte, so brachte man doch die Euphorie, die Stimmung und die vielen tollen Erlebnisse mit nach Babenhausen zurück und konnte damit auch den ein oder anderen Verantwortlichen im Verein „anstecken“. So auch den Vereinsvorsitzenden Caner Adanir, der mit Spiehl zusammen das Trainergespann der D-Jugend bildet.

Bereits im vergangenen Jahr meldeten das Trainergespann Caner Adanir und Michael Spiehl für die Mini-WM und erspielten sich unter 32 (!) Teilnehmern mit den Jahrgängen 2010/11 einen hervorragenden 7. Platz und gewannen zudem den beliebten Fanpreis „Verrücktester Fan“ von Radio Hannover.

Somit war sowohl sportlich, als auch über die Fanpreis-Wildcard die Teilnahme am 2024er-Turnier gesichert und so reisten Adanir und Spiehl am vergangenen Freitag mit insgesamt 46 Personen in Hannover-Anderten an, um eine Woche vor der eigentlichen EM in Deutschland mit dem gleichen Turniermodus um die Mini-Europameisterschaft zu spielen. Und das mit allem, was eine „richtige“ EM ausmacht: Einmarsch der Nationen, Nationalhymnen, Unterbringung im Mannschaftshotel, Trikotausstattung, „Players-Night-Buffet“, Maskottchen und Final-Atmosphäre.

Gespielt wurde dabei stellvertretend je für eine Teilnehmernation nach dem Originalspielplan. Unsere Junglöwen, die in der höchsten D-Jugend-Spielklasse, der Bezirksoberliga, ungeschlagener Tabellenführer sind, bekamen im Vorfeld Portugal und somit die Gruppe F zugelost. Hier traf man in der Sporthalle Misburg in der Vorrunde auf Dänemark (HSG Wolfen 2000 aus Sachsen), Tschechien (TSV Kronshagen-Kiel) und Griechenland (TSV Anderten 2). In der Vorrunde hielt man sich schadlos und zog souverän mit drei Siegen und 6:0 Punkten in die Hauptrunde ein. Hier hatte man es noch am gleichen Tag mit Georgien (HSG Dudenhofen-Schifferstadt) und Schweden (HSC Hannover) zu tun, die ebenfalls mit 6:0 Punkten ungeschlagen in die Hauptrunde eingezogen waren.

Gegen Georgien ließen die Rot-Weißen nichts anbrennen und fertigten den Zweiten der Gruppe E mit 14:5 ab. Im Spiel gegen Schweden zeigten die Jungs von Adanir und Spiehl dann das erste Mal im Turnier Nerven gegen einen ebenbürtigen Gegner und ein überkorrektes Schiedsrichtergespann. Endergebnis: 7:9, welches Platz 2 in der Hauptrunde und somit den Einzug ins Viertelfinale und in die Haupthalle in Anderten am Sonntag bedeutete.

Diese erste Niederlage zeigte Wirkung und beschäftigte die Spieler noch lange. Das Viertelfinale gegen Tschechien (TSV Kronshagen-Kiel) begann ausgeglichen und wurde zum Ende hin zur Zitterpartie. Der Spielfluss der Löwen war etwas abhandengekommen und Nervosität schlich sich ein. Am Ende sorgte ein direkt verwandelter Freiwurf von Jonas Walter buchstäblich in letzter Sekunde für den erlösenden Siegtreffer zum knappen 12:11-Erfolg. Dies bedeutete den Einzug ins Halbfinale, der heimlichen Zielstellung der Trainer, welche man auch bereits im Vorfeld den Eltern gegenüber formuliert hatte, die den Sieg auf der Tribüne frenetisch feierten.

Nun war man im Turniertag angekommen und die Trainer nutzten die Zeit bis zum Halbfinale, um das Team nochmals mental auf zwei weitere mögliche Spiele einzustimmen. Nun sollte es auch das Finale sein. Und es wurde das Finale: Beim klaren 13:8 gegen Serbien (TV Hannover-Badenstedt) ließen die Babenhäuser keinen Zweifel am Siegeswillen aufkommen und zogen sicher und verdient ins Finale der (Mini-) Europameisterschaft ein.

Vor dem Endspiel schwappte schließlich die Welle durch die proppenvolle Anderter Sporthalle. Weil es dort so voll war wie noch nie, drängten sich die Zuschauer sogar rund um das Spielfeld, wo DHB-Maskottchen Hanniball herumtollte und für Stimmung sorgte.

Mehr als 500, meist in den jeweiligen Nationalfarben geschminkte oder verkleidete Fans, begrüßten mit rhythmischem Klatschen die beiden besten Teams des Turniers. Und Team Portugal konnte sich nochmal steigern: Schon die erste Szene war richtungweisend für den Spielverlauf. Schwedens Mittelmann scheiterte per Siebenmeter am Babenhäuser Keeper Frederik Stanke, der von allen Trainern gleichauf mit dem Anderter Philip Nehmer als bester Torhüter der EM ausgezeichnet wurde. Bis zum 4:4 hielt der HSC dann noch mit, verzweifelte in der Folge aber an der stabilen Abwehr um Johann Klug und am Keeper der Löwen, während im Angriff Elian Adanir geschickt die Fäden zog und selbst einige Tore erzielen konnte. Am Ende stand ein verdientes 17:8 auf der Anzeigetafel, während die Spieler in einer Jubeltraube verschwanden und anschließend ausgelassen mit Hanniball über das Spielfeld tollten.

„Der EM-Sieg ist hochverdient, weil wir uns am Finaltag von Spiel zu Spiel steigern konnten und dieser Erfolg eine absolute Mannschaftsleistung über das gesamte Turnier gesehen ist“, fasste Trainer Caner Adanir nach Abpfiff glücklich zusammen und Trainer Michael Spiehl war einfach nur begeistert und sprachlos, dass sich die SG RW Babenhausen bei der dritten Teilnahme bereits in der Turniertradition verewigen konnte und auf der Deutschlandkarte des Jugendhandballs nun wieder ein Begriff ist. Den EM-Pokal übergab schließlich unter tosendem Applaus kein Geringerer als Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, was den Stellenwert dieser Veranstaltung nochmals unterstreicht.

Die zur Tradition gewordene Veranstaltungsreihe zählt mittlerweile zu den interessantesten Jugend-Handballevents in Deutschland. Den Teilnehmer*innen und ihren Familien wird in Hannover ein einmaliges Wochenende geboten, das neben dem Sport auch Wert auf gemeinsame Zeit und familiäre Erlebnisse legt. Das Rahmenprogramm von der Opening-Veranstaltung mit Poolparty am Freitag, über den Event-Abend am Samstag mit Sponsoren- und Gala-Dinner im Teamhotel, bis hin zum Finale der Mini-EM am Sonntag schafft unvergessliche Eindrücke.

Für die Löwen-Kids ein unvergessliches Erlebnis und sicherlich der Höhepunkt im bisherigen Handballer-Leben, welches auch hr-Moderator Tobi Kämmerer einen Beitrag in seiner Sendung hr3-Morningshow am Dienstag wert war.

Vielen Dank an dieser Stelle auch an alle mitgereisten Eltern, Geschwister und Freunde sowie an alle Unterstützer und Förderer, insbesondere an den Verein zur Förderung des Handballsports in Babenhausen/Hessen e.V. und die Familie Mürle und auch an Betreuer Jannis, der den Trainern viele unliebsame organisatorische Aufgaben abnahm und die Mannschaft vorbildlich drei Tage lang umsorgte.

Alle Platzierungen der Handball Mini EM 2024:

1. Portugal (SGRW Babenhausen)

2. Schweden (HSC Hannover)

3. Frankreich (TSV Anderten 1)

4. Serbien (TV Hannover-Badenstedt)

5. Slowenien (HC Erlangen)

6. Norwegen (HSG Siebengebirge)

7. Tschechien (TSV Kronshagen)

8. Rumänien (HSG Schaumburg-Nord)

9. Georgien (HSG Dudenhofen Schifferstadt)

10. Ungarn (Nordhäuser SV)

11. Schweiz (TS Großburgwedel)

12. Österreich (HSG Eschhofen/Steeden)

13. Niederlande (HLZ Friesenheim / Hochdorf)

14. Polen (JSG Handball Köln)

15. Kroatien (TV Bissendorf Holte)

16. Montenegro (THSV Eisenach)

17. Dänemark (HSG Wolfen 2000)

18. Spanien (JSGm Osthofen/Worms)

19. Island (SG Pforzheim / Eutingen)

20. Griechenland (TSV Anderten II)

21. Deutschland (VfL Tegel Berlin)

22. Faröer Inseln (SG AC Eintracht Berlin)

23. Nordmazedonien (TSV Köngen)

24. Bosnien & Herzegowina (TV Rheinbach)